Für weniger Druck, bessere Förderung und moderne Ausstattung sorgen
Lernen ist erfolgreich mit Interesse und Motivation. Die entstehen nicht durch Druck, Klassenarbeiten und Noten, sondern durch eigenverantwortliches Lernen, das Raum gibt für Irrtümer, Fehlersuche, spannende Projekte und Kleingruppenarbeit.
Die übliche Teilung von Vormittags-Unterricht und Nachmittags-Hausaufgaben entspricht nicht der Lernforschung und vertieft die Bildungsungleichheit. In vielen Ländern Europas sind die Schulen nicht nur besser ausgestattet, sondern die erfolgreichen PISA-Staaten verfahren auch im Ganztag und ohne Ziffernnoten.
Wenn Schüler:innen von 8 bis 16 Uhr in der Schule sind, ändert sich das Lernen. Richtige Ganztagsschulen kennen keine Hausaufgaben, denn die Zeiten für Übungen und Training liegen während der Schulzeit im Ganztag. Nach dem Schultag haben alle Kinder und Jugendliche frei für Spiel und Hobbys. Am Ende des Schultags gilt: Alle Bücher, Hefte und Materialien bleiben in der Schule. Damit fällt auch das Tragen schwerer Schultaschen weg.
Eine Zusammenfassung der Ideen und Positionen: (vollständig nachzulesen hier)
1) Schule ohne Hausaufgaben - Schule ohne Noten
- Verlässlichen Schulbetrieb von 8 bis 16 Uhr sicherstellen
- Spätestens ab 16 Uhr und am Wochenende Freizeit für die Schüler:innen wahren
- Übungsaufgaben in die Schulzeit integrieren
- Schulmaterial in der Schule lassen, keine täglichen schweren Ranzen mehr
2) Schluss mit Stress durch Noten, Zeugnisse und Sitzenbleiben
- Fähigkeiten und Lernfortschritte individuell beurteilen statt Ziffernnoten
- Stress und Leistungsdruck abbauen und eigene Motivation fördern
- „Sitzenbleiben“ abschaffen
- „Kultur des Behaltens“ entwickeln
- Jahrgangswiederholung nur auf Antrag der Schüler:innen ermöglichen
- Schüler:innen gezielt fördern
- Eine von den Schüler:innen ausgehende und sie begleitende Bildungswegberatung erweitern
3) Bessere Grundschulen mit gebührenfreiem Ganztag
- Elternbeiträge für den offenen Ganztag streichen, da Schule gebührenfrei sein muss
- Vorhandene Plätze ausbauen, damit jedes Kind bei Bedarf einen Platz erhalten kann
- Qualifizierte Erzieher:innen und Lehrkräfte im Ganztag beschäftigen
- Den offenen schrittweise zum gebundenen Ganztag umbauen: Neue Ganztagsschulen auch im Primarbereich vor allem als gebundene Ganztagsschulen genehmigen. Perspektivisch sollen offene flächendeckend in gebundene Ganztagsangebote umgewandelt werden.
- Rechtsanspruch auf Ganztagsplatz im Primarbereich im Schulgesetz verankern und umsetzen, mit dauerhaften und regelmäßigen Investitionen für die Sanierung des Lern- und Lebensortes Schule
- Das Förderprogramm „Gute Schule 2020“ erweitern und darüberhinausgehend umfassende und dauerhafte Investitionen für Schule sicherstellen
- Für Groß und Klein: Nach 16 Uhr muss Feierabend sein!
- Grundschuleinzugsbezirke sollen wieder verbindlich eingeführt werden
4) Freizeit in der Schule mit Partnern gemeinsam gestalten
- Start und Finanzierung umfassender Zusammenarbeit von Schulen und Partnern
- Gebührenfreie Angebote: jedem statt nur manchem Kind ein Instrument
- Sport und Kultur im Ganztag statt Terminstress in der Freizeit
- Ausbau von Sport- und Freizeitstätten
5) Bessere Sozialarbeit für alle Schulen
- Schulsozialarbeit fest im Schulgesetz mit ausreichendem Schlüssel verankern
- Finanzierung sichern für feste Stellen als Landesbeschäftigte mit Tarifbindung
6) Multiprofessionelle Teams
- Einrichtung multiprofessioneller Teams (Schulsozialarbeit, Schulpädagogik, Schulpsychologie, Sonderpädagogik, Inklusionshilfe) fest im Schulgesetz mit ausreichendem Schlüssel und Ressourcen verankern
- Finanzierung sichern für feste Stellen als Landesbeschäftigte mit Tarifbindung
7) Schulen demokratisch gestalten und als Orte der politischen Bildung stärken
- Entscheidungsstrukturen der Schulen demokratischer gestalten
- 50 Prozent Stimmen in der Schulkonferenz den Schüler:innen
- Schüler:innenvertretungen zugestehen, sich mit allen Belangen befassen zu dürfen
- In allen weiterführenden Schulen wird ein mindestens zweistündiges Unterrichtsfach „Politische Bildung“ in allen Jahrgangsstufen mit ausgebildeten Fachlehrer:innen für das Fach Sozialwissenschaften eingeführt. Dazu sind in der gymnasialen Oberstufe mehr Möglichkeiten zur Wahl von Leistungskursen aus dem gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld für das Abitur zu schaffen.
- Stärkung der partizipativen Schul- und Unterrichtsentwicklung
- Verankerung einer institutionalisierten Form demokratischer Erziehung und politischer Bildung auf allen innerschulischen Handlungsebenen und im Schulentwicklungsprogramm
8) Besser lernen in einer gemeinsamen Schule
- Individuelle Förderung und Rücksicht auf die persönliche Entwicklung
- Mehr jahrgangsübergreifendes Lernen
- Klassen auf zwanzig Schüler:innen verkleinern
- Teamteaching, insbesondere zur Inklusion von Menschen mit Förderbedarf
- Schulen in NRW schrittweise zu besseren gemeinsamen Schulen umbauen
- Als Zwischenschritte auf dem Weg zu einem längeren gemeinsamen Lernen wollen wir:
- Weiterführende Schulen vorrangig als Gesamtschulen errichten
- Gymnasien: Sie behalten alle Schüler:innen, die sie aufgenommen haben, nehmen keinerlei Abschulungen vor, vergeben alle Abschlüsse der Sekundarstufen I und II und bieten im Wahlpflichtbereich neben der zweiten Fremdsprache auch weitere nicht-sprachliche Unterrichtsinhalte an, insbesondere auch Arbeitslehre und Pädagogikunterricht.
9) Gesamtschulen dem realen Bedarf anpassen
- Einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Gesamtschule für jedes Kind
- Weiterführende Schulen vorrangig als Gesamtschulen errichten
10) Oberstufe und Berufskolleg gemeinsam zur besseren Sekundarstufe II entwickeln
- Gemeinsame Oberstufenzentren für jeweils mehrere Sekundarstufe-I-Schulen einrichten
- Ein umfangreiches Fächerangebot in allen Oberstufen sicherstellen
- Oberstufe und Berufskolleg zu einer besseren Sekundarstufe II entwickeln
11) „Ungleiches ungleich behandeln“
- Dem Landessozialindex für Schulen müssen mehr Ressourcen folgen: Schulen mit hohen Indexwerten sind landesseitig besonders gut, nach verbindlichen Kriterien mit mehr Personal, zusätzlichen Mitteln und kleineren Klassen auszustatten.
- Auch „Mehraufwandszulagen“ für die dort Beschäftigten sollten mit den Gewerkschaften verhandelt werden.
- Auch Schulsozialarbeit, Sonderpädagog:innen, multiprofessionelle Teams, hochwertige Ganztagsangebote, kostenfreie Mahlzeiten und Lernmittelfonds sollen hier prioritär realisiert werden. Elternarbeit und Berufsorientierung erhalten einen hohen Stellenwert.
- Die Schüler:innen dieser Schulen sind prioritär mit digitalen Endgeräten auszustatten, Elternhäuser erhalten Kosten für ein heimisches WLAN.
- Durch Aus- und Weiterbildungsangebote werden Lehrkräfte für die soziale Benachteiligung der Schüler:innen sensibilisiert und im Rahmen der Institution und des Unterrichtes handlungsfähiger.
12)Inklusion in Regelschulen braucht Ziel, Konzept und viel mehr Personal
- Garantie auf einen Platz im gemeinsamen Unterricht
- Verbindliche Qualitätskriterien für guten inklusiven Unterricht
- Eine Doppelbesetzung für Klassen im inklusiven Unterricht
- Mindestens 9.000 Lehrer:innenstellen zusätzlich für den Inklusionsprozess
- Integration der Sonderpädagog:innen in das jeweilige Kollegium der Regelschulen
- Aus- und Weiterbildungsprogramm für 1.000 Sonderpädagog:innen pro Jahr
- Lehrkräfte werden zur Hälfte ihrer Stunden freigestellt für die Weiterbildung
- Die schrittweise Abschaffung der Förderschulen gemäß den Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention und Umwandlung aller Regelschulen in Orte des Lernens und Förderns für alle Kinder.
- Förderzentren zur Unterstützung der Regelschulen bei der Entwicklung zur inklusiven Schule
13) Bessere Schulen integrieren kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit
- Förderung der Sprachkenntnisse in einem für alle offenen Ergänzungsunterricht
- Fortbildung der Lehrkräfte mit den Fächern Deutsch als Zweitsprache und Deutsch als Fremdsprache
- Zweisprachige Alphabetisierung in der Grundschule, wie bereits in Modellen erprobt
- Wie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist „Deutsch als Zweitsprache“ als reguläres Fach in der Schule und in der Lehrer:innenausbildung anzubieten.
14) Geflüchtete und neu zugewanderte Kinder und Jugendliche in Schulen besser unterstützen
- Beschulung von geflüchteten und neu zugewanderten Kindern von Anfang an
- Schulbesuch für geflüchtete und neu zugewanderte Jugendliche bis zum Schulabschluss
- Einrichtung von speziellen Klassen für (geflüchtete) Jugendliche gemäß ihrem Lernstand
15) Bessere Bildung ohne bekenntnisorientierten Religionsunterricht
- LER (Lebensgestaltung, Ethik, Religionskunde) als reguläres Fach für alle Schüler:innen
- Schule muss Eltern und Schüler:innen darüber informieren, dass die Abmeldung vom konfessionellen Religionsunterricht jederzeit möglich ist.
- Unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen zusammen kennenlernen
- Garantie auf bekenntnisorientierten Unterricht aus der Landesverfassung streichen
16) Sexuelle Vielfalt zum Unterrichtsinhalt machen
- Richtlinien des Landes NRW zur Sexualerziehung von diskriminierenden und heteronormativen Vorstellungen befreien
- Verbindliche Fortbildungen zur Sexualpädagogik ausbauen
- Aufklärung über Queer Sex und Safer Sex im Sexualkundeunterricht
- Geschichte queerer Menschen und von Queerfeindlichkeit zum festen Bestandteil des Geschichtsunterrichts in NRW machen
- Projekt „Schule der Vielfalt“ deutlich ausbauen
17) Netz- und Medienkompetenz stärken
- Einsatz von Open-Source-Software
- Nutzung und Erstellung offener Lehr- und Lernmaterialien sowie ein Portal, dass diese sammelt und den Menschen zur Verfügung stellt
- Verbindliche Verankerung von Medienbildung (Medienkritik, Medienkunde- und Gestaltung)
- Unter anderem sind Datenschutz und Privatsphäre, Cyber-Mobbing und Netiquette sowie die digitalen Rechte der Menschen und die Demokratie in Zeiten des Internets zu thematisieren.
- Finanzierte Angebote für Eltern und Lehrkräfte zur Erweiterung der Medienkompetenz
- Jedem Kind ein eigenes Endgerät
- Schulen müssen ausreichend mit IT-Administration ausgestattet werden
18) Sponsoring und Lobbyismus an den Schulen zurückdrängen
- Erhöhung der Sätze für Lehr- und Lernmittel im Rahmen des Inflationsausgleichs der vergangenen 14 Jahre
- Vollständige Lehr- und Lernmittelfreiheit und damit Abschaffung der Eigenanteile für Schulbücher, Taschenrechner, digitale Endgeräte
- Wirtschaftsunternehmen und Interessenverbände dürfen keinen Einfluss auf Schulgestaltung und Unterrichtsinhalte nehmen
- Private-Public-Partnership auch im Schulbereich beenden
- Schule frei von Werbung halten
- Nutzung von Open Source statt Herstellerpräferenzen und Kaufzwang; Erstellung von Anforderungsprofilen für Lernmittel ausschließlich anhand technischer Daten
19) In Schule investieren und Lehrkräftemangel beheben
- Ein umfängliches Investitionsprogramm für Schulsanierung und Schulneubau auflegen
- 7.500 zusätzliche Lehrkräfte einstellen (Erhöhung der Stellen um 5 Prozent) zur Verbesserung der Unterrichtsqualität (z. B. auch durch Verkleinerung der Klassengrößen) und zur Bekämpfung des Unterrichtsausfalls
- Die Zahl der Lehramts-Studienplätze durch gezielte Finanzierung der Hochschulen erhöhen
- Gleiche Bezahlung für alle Lehrkräfte nach A13-Eingangsamt einführen
- Neu zugewandertes Personal aus Bildungsberufen sprachlich und pädagogisch-didaktisch qualifizieren
- Seiteneinsteiger:innen entlasten, an den Ausbildungsseminaren in speziellen Gruppen nach ihren Bedarfen qualifizieren
- Seiteneinsteiger:innen Aufstiegschancen ins Reg Regelsystem der Bewerbungen und Beförderungen bieten